Artikel für „Nah dran“, Magazin der Evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Osternburg
Mitten in Osternburg, an der Kreuzung Bremer Straße / Stedinger Straße / Cloppenburger Straße geschah in den letzten Kriegstagen im April 1945 ein schreckliches Verbrechen. An Laternenmasten wurden 2 Soldaten aufgehängt, 2 weitere im Verlauf der Cloppenburger Straße an der Einmündung der Straße Ewigkeit sowie an der Kreuzung Sandkruger Straße. Sie wollten den sinnlosen Kampf nicht fortführen – wenige Tage später wurde Oldenburg kampflos an die kanadischen Truppen übergeben. Als „Deserteure“ und „Vaterlandsverräter“ ließ man sie zur Abschreckung und Einschüchterung der Bevölkerung dort hängen.
Zur Erinnerung an dieses „Endzeitverbrechen“ hat das „Antimilitaristische Projekt Oldenburg“ am 15. Mai 2025 am Ort des damaligen Geschehens eine Mahnwache organisiert. Unter dem Motto „Erinnern – Mahnen – Schützen: Asyl für ALLE Deserteure und Kriegsdienstverweigerer“ stellte die Gruppe Transparente auf und verteilte einen Info-Flyer.

Die Mahnwache an der sehr belebten Verkehrskreuzung fand rege Anteilnahme. Viele Passanten und Passantinnen zeigten sich betroffen, einige erzählten, was sie über das Geschehen gehört hatten.
Der Termin 15. Mai war bewusst gewählt worden – es ist der „Internationale Tag der Kriegsdienstverweigerung“. Es sollte darauf hingewiesen werden, dass das Recht auf Kriegsdienstverweigerung keinesfalls selbstverständlich ist und das Leben von Kriegsflüchtlingen und Deserteuren in vielen Ländern auch heute noch bedroht ist.

Veranstaltung am 1. September im Jochen-Klepper-Haus
Während der Mahnwache entstand die Idee, mit einer Folgeveranstaltung im Jochen-Klepper-Haus allen Osternburger Bürgerinnen und Bürgern die Gelegenheit zu bieten, sich über die damaligen Ereignisse zu informieren und auszutauschen. Nachdem Pastor Rauer bei einem Gottesdienst im April die Hinrichtungen der Deserteure im April 1945 angesprochen hatte, zeigte sich bereits großes Interesse für das Thema. Auch gibt es den Vorschlag, an der Kreuzung ein Mahnmal zu errichten, mit dem an die Hinrichtungen erinnert werden soll und eine Mahnung für künftige Generationen verbunden ist
Diese Veranstaltung wird am 1. September 2025 um 19.00 Uhr stattfinden. Neben einer kurzen Darstellung dessen, was Historiker zu den Hinrichtungen in den letzten Kriegstagen herausgefunden haben, wird „Werkstattfilm Oldenburg“ Ausschnitte aus Interviews mit Zeitzeugen zeigen. Danach soll es breiten Raum für einen Austausch geben – vielleicht gibt es ja noch Osternburger*innen, die sich an Erzählungen ihrer Eltern oder Großeltern erinnern können.